Positive Verstärkung - die einzig wahre Trainingsmethode?
Nach häufigen Fragen und auch der ein oder anderen Diskussion möchte ich mich zu der Trainingsmethode „positive Verstärkung“ äußern:
Grundsätzlich ist für mich die Idee der positiven Verstärkung sehr verlockend - immer freundlicher und netter - das klingt für mich traumhaft.
Aber kann man die Pferde so korrekt gymnastizieren? Ich denke nicht.
Kann man ihnen Sicherheit in Stress-Situationen geben? Ich denke nicht.
Kann man Ihnen damit Tricks und Zirkuslektionen beibringen? Sicherlich.
Zur Gymnastizierung: Um ein Pferd weich und locker in seinem Körper arbeiten zu können, brauchen wir ein Pferd, dass auf schiebende und ziehende Hilfen in alle Richtungen leicht weicht. Natürlich können wir mit Touch-It Übungen vom Clicker-Training so ähnliche Ergebnisse erreichen, allerdings habe ich im Selbstversuch während der letzten Wochen mit meinen Pferden das Gefühl gehabt, dass ich damit nicht lückenlos den Körper bewegen kann (zum Beispiel muss ich mindestens Nase, Genick, Schulter, Brustkorb und Hinterhand immer sofort bewegen können um wirkliche Losgelassenheit in ihrem Körper zu erreichen). Dadurch blieb eine für mich unakzeptable Steife im Körper. Es bleibt zu erwähnen, dass diese evtl. durch weiteres Training in den nächsten Jahren weg gehen würde, aber durch „normale feine Dressurarbeit“ geht diese Steife in wenigen Wochen weg und wenn es um die Gesunderhaltung meiner Pferde durch Lockerung im Körper geht, ist es nicht akzeptabel erst Jahre später Ergebnisse zu sehen. Es ist unser Job die Pferde gesund zu halten, es ist nicht unser Job ausnahmslos immer von den Pferden geliebt zu werden. Für mich wäre es selbstsüchtig erst nach Jahren einfach zu erreichende Ergebnisse zu bekommen, die ich sehr schnell hätte bekommen können und die dem Pferdekörper geholfen hätten, nur weil ich mehr gemocht werden möchte von meinem Pferd. Hier bringe ich immer gerne den Vergleich mit Eltern und ihren Kindern: Eltern zwingen die Kinder zum Schulbesuch oder zum Zahnarztbesuch, weil sie uns lieben und die Konsequenzen besser überblicken können. Dadurch lieben wir sie nicht in dem Moment, aber im Endeffekt ist es besser für uns.
Jetzt zur Sicherheit: Pferde führen Rangkämpfe - nicht weil sie gerne die Macht haben und Chef sein wollen, sondern weil sie ein großes Sicherheitsbedürfnisse haben als Fluchttier. Wenn ich mein Pferd immer nur streichele und mir von ihm auf der Nase rum trampeln lasse, muss es selbst nach Gefahr schauen und muss es selbst für Sicherheit sorgen, erkläre ich ihm, dass ich sowohl die Pferde, als auch die Umgebung im Griff habe, dann kann es sich entspannen. Dafür braucht das Pferd Grenzen, die in der positiven Verstärkung meiner Meinung nach nicht Aufgebaut werden können.
Fazit: Mit gymastizierten Pferden die eine geklärte Rangfolge zu ihrem Menschen haben, kann man gut einzelne Tricks mit der positiven Verstärkung erarbeiten, aber ich sehe keine Chance, Pferde nur so zu trainieren, ohne meine Prinzipien zu verletzten und meine Pflichten dem Pferd gegenüber zu ignorieren.